Charts-Erhebung in der Misere?

Während in den USA Billboard scheinbar versucht, neuartige Charts in Zusammenarbeit mit der Community-Plattform iLike zu erheben, thront in Deutschland der Comedian Mario Barth mit einer Neuauflage einer DVD über den Albumcharts, auf der keine Musik enthalten ist. In Großbritannien werden jetzt neuartige Formate mit in die Chartsermittlung aufgenommen: VinylDiscs und USB-Sticks. Man hofft in der Industrie offenbar allen Ernstes, das die jüngere Bevölkerung bereit ist, statt CD-Singles lieber £4.99 (knapp 7,17€) für diese Sticks zu bezahlen. Natürlich wegen des Mehrwertes, den man durch den USB-Stick erhält.

Welcher Weg ist der richtige? Sollte man neben den Verkaufscharts klassischer Tonträger und Downloads auch die Hörgewohnheiten der Nutzer großer Community-Plattformen mit einbeziehen? Darf eine Comedy-DVD ohne Musik an der Spitze der Album-Charts stehen, nur weil man in Deutschland jetzt nicht mehr die Stückzahlen, sondern die Verkaufserlöse zählt? Oder soll man einfach alle Formate, auf denen Musik enthalten ist, mit in die Erhebung einbeziehen?


Kommentare

4 Antworten zu „Charts-Erhebung in der Misere?“

  1. Ah, ich seh ja jetzt erst, dass ich da ein Wort vergessen hab – der erste Satz im letzten Absatz meines Kommentars sollte folgend lauten: „Da sich Hörgewohnheiten-Charts abseits von Communities wie last.fm sicher nicht ohne weiteres realisieren lassen, denke ich, dass man die landesbezogene Chartserhebung über kur oder lang abschaffen sollte.“

    @Sachar: Sicher, Mario Barth hat in Musik-Charts nichts zu suchen, aber das war ja leider bisher schon immer verwaschen. Comedy-CDs sind IMO schon oft in den Album-Charts aufgetaucht, weil sie halt einfach wie Musik auch auf CD veröffentlicht wurden. Eine Differenzierung wurde da nie vorgenommen. Eine derart hohe Platzierung ist natürlich schon ziemlich absurd, da geb ich euch recht!

    Charts nach Anzahl verkaufter Songs aufzuziehen, halte ich für ziemlich schwierig. Besonders wenn’s um Alben geht! Da würden die Charts bei Bands wie The Mars Volta, die manchmal nur 7-8 Songs auf 70 min unterbringen gegenüber z.B. den Beatsteaks mit 11 Songs in weniger als 30 min ganz schön alt aussehen. Das ist ja leider selbst das Problem bei den Last.fm-Charts. Meiner Meinung nach ist viel interessanter, wie viel ein Künstler gehört wird und nicht, wie oft seine Songs irgendwo gekauft wurden.

  2. Avatar von nicorola

    Das mit Mario Barth sehe ich ganz genau so. Völlig absurd. Aber das mit den Künstlern in England ist mir neu. Können die sich dort wirklich selber registrieren und ihre Verkäufe den Chartermittlern melden?

  3. Es geht um Musik. Da hat ein Mario Barth nicht in den Charts verloren. Er kann ja gerne die Film-DVD-Charts anführen – aber mit Musik hat das eben nicht zu tun.

    Ich denke, England geht da den richtigen Weg. Da werden nicht – wie in Deutschland die Umsätze addiert sondern die Anzahl der verkauften Songs. Und auch nicht nur auf iTunes sondern auf den Seiten von Künstlern, wenn die sich regstrieren. So könnten Radiohead auch in UK die Charts anführen, obwohl sie ihr Album in Eigenregie verkaufen.

  4. Ich glaube, die Zeit der Verkaufscharts ist eh bald vorbei. Die Bands gehen mehr und mehr dazu über, Musik selbst zu vertreiben, die Vertriebswege und Formate werden dabei so vielfältig wie nie zuvor. Das kann man alles gar nicht mehr über reine Verkaufscharts abbilden. Zudem werden Internet-Radiostationen auch immer wichtiger. Viele hören IMO fast nur noch die dynamischen last.fm-Radios, ohne überhaupt selbst viel zu kaufen.

    Der Wert einer Band bzw eines Künstlers hat meiner Ansicht nach sowieso nicht das geringste mit den Verkaufszahlen zu tun. Die Beliebtheit eines Songs vielleicht noch, aber grad bei den obersten Chartsplätzen merkt man doch oft, wie flüchtig der Erfolg eines Songs ist. Ich finde, die Halbwertszeit eines Songs ist viel entscheidender. Nicht umsonst sind Charts in Systemen wie Last.fm vollkommen anders als Verkaufscharts. Da sieht man z.B., dass selbst alte Haudegen wie die Beatles auch heutzutage in der Beliebtheit noch so hoch angesiedelt sind, dass sie viele aktuelle Bands locker hinter sich lassen.

    Da sich Hörgewohnheiten abseits von Communities wie last.fm sicher nicht ohne weiteres realisieren lassen, denke ich, dass man die landesbezogene Chartserhebung über kur oder lang abschaffen sollte. Musikliebhaber achten eh nicht auf die Verkaufszahlen ihrer Bands und der Marktwert und Erfolg von Bands lässt sich von Marketingfritzen in Zukunft sicher nicht mehr brauchbar darüber ablesen…