Blur – The Magic Whip (Review)

Fragt man Damon Albarn, dann war 13 das letzte reguläre Album seiner Band Blur. Think Tank fühlte sich ohne den Gitarristen Graham Coxon wohl einfach nicht richtig an. Man sollte The Magic Whip somit vielleicht als direkten Nachfolger des 1999 erschienenen 13 betrachten.

Ohne eben diesen Graham Coxon wäre der Nachfolger allerdings nicht entstanden. Die Band verbrachte im Juni 2013 ein paar freie Tage in einem Studio in Hong Kong und entwickelte ein paar Songideen. Es war heiß, es war eng, und die dort entstandenen Songs waren eher Skizzen. Blur flogen nach Jakarta, dann nach Südafrika. Im Anschluss sah man sich mehrere Monate nicht. Die Session in Hong Kong geriet in Vergessenheit.

Coxon aber erinnerte sich. Und er erinnerte sich auch an seine Trennung von Blur. Um seiner Band etwas zurück zu geben, brachte er die Songs Ende letzten Jahres in die richtige Form und lieferte somit die Grundlage für ein neues Album. Für ihn selber fühlte es sich so an, als würde er eine Schuld begleichen.1

Vielleicht klingt The Magic Whip deswegen so versöhnlich. Ruhiger und nicht so direkt wie Blur oder 13, besitzt es einen ganz eigenen Charakter. Man hört Einflüsse von Damon Albarns Soloplatte, von den Gorillaz und ein fernes Echo von The Good, The Bad & The Queen. Trotzdem wird eines recht schnell klar: The Magic Whip ist ein Album von Blur. Noch dazu ein ziemlich gutes.

Es beginnt mit gesampelten Umgebungsgeräuschen, einer Stimme aus dem Radio und einem dieser typischen Coxon-Riffs. Lonesome Street ist ein toller Einstieg und gleichzeitig ein wenig irreführend. Denn so gradlinig wird es im Anschluss fast nicht mehr. Schon das folgende New World Towers nimmt das Tempo raus und liefert ein spärliches Soundgerüst; der Gesang erinnert an Albarns Arbeit bei den Gorillaz. Es gibt nicht gänzlich ausformulierte Gitarrenmelodien, ein paar Flöten, verhaltene Percussion und ein paar Synthie-Akkorde. Ein Song ohne Höhepunkte, aber mit einer ganz eigenen Athmosphäre.

So ungewöhnlich Go Out vor ein paar Wochen noch klang, so gut passt es sich jetzt in den Kontext des Albums ein. Aber auch dieser Song ist keine klassische Single oder gar einer dieser alten Blur-Hits. Vielmehr ein weiterer guter Song, der sich ganz in den Dienst des Album stellt.

The Magic Whip ist das Album einer gestandenen Band mit starken Charakteren. Die Unstimmigkeiten scheinen überwunden zu sein, und gemeinsam hat man eine neue Sprache gefunden. Ob dir diese Sprache gefällt, musst du selber entscheiden. Ich bin ihr für den Moment verfallen. Und es ist mir ganz egal, ob dies das letzte Album dieser Band sein sollte. Mit Blur und letzten Alben ist das nämlich so eine Sache.

8/10

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1= Clash Magazine: Blur – The Magic Whip

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