Jetzt, wo mein Umzug nach Österreich abgeschlossen ist, kommen immer wieder mal Erinnerungen hoch. An die Stadt Berlin, die tollen Zeiten, die unvergesslichen Erlebnisse. Und da es hier auf nicorola.de nicht nur um Musik, sondern auch um mich geht, dachte ich mir, ich lasse euch ein wenig an meinem Rückblick teilhaben.
Berlin: ein Rückblick. Teil 1.
Berlin: ein Rückblick. Teil 2.
Berlin: ein Rückblick. Teil 3.
Berlin: ein Rückblick. Teil 4.
Berlin: ein Rückblick. Teil 5.
Neuer Job, neues Kind, neue Kneipen.
Ganze fünf Jahre fehlen noch in meinem Rückblick auf die Hauptstadt an der Spree. Mein Sohn wurde 2007 geboren, die Insolvenz meines damaligen Arbeitgebers passierte Ende des gleichen Jahres. Die Liebe für meinen Sohn drängte viele der negativen Gefühle bezüglich meiner beruflichen Situation in den Hintergrund. Darüber war ich sehr froh. Denn auch wenn die Zeit nicht einfach war, so hatte ich eines nie: Zukunftssorgen. Fragt mich nicht warum, ich vertraute einfach in das Leben.
Mitten im Herzen des Wedding zu arbeiten war anfänglich irritierend, vor allem, wenn man davor direkt in Mitte saß. Aber man gewöhnt sich an alles. Woran ich mich allerdings nicht so recht gewöhnen wollte, war das Arbeitsklima und das doch sehr überschaubare Aufgabengebiet. Ich entschied mich nach etwas mehr als zwei Jahren schließlich dazu, den Arsch hochzukriegen und meine berufliche Zukunft voranzutreiben. Eher durch Zufall stieß ich auf ein Jobangebot einer mir damals völlig unbekannten Firma. Gebrauchtwarenhändler im Internet? Klar, eBay und Konsorten waren mir bekannt. Das Geschäftsmodell war allerdings ein wenig anders. Ich bewarb mich, stellte mich vor, arbeitete Probe und wurde schlussendlich eingestellt. Aufgrund der besseren Bezahlung, der großartigen Lage (mitten im Graefe-Kiez in Kreuzberg) und der liebenswürdigen Kollegen fühlte ich mich so wohl wie schon lange nicht mehr. Es war auch das erste Mal in meinem Leben, das mein Ruf mir vorauseilte, denn es gab musikbegeisterte Kollegen, die mich aufgrund dieses Blogs kannten. Das war schon ein seltsames Gefühl. Aber ein gutes.
Mir ging es beruflich und auch privat ziemlich gut. Es gab wieder interessante Aufgaben zu erledigen und ich konnte wirklich etwas bewegen. Allerdings merkte ich, dass mir die Zeit und auch die Lust am Schreiben immer mehr abhanden kam. Und so entschloss ich mich schweren Herzens, nicorola zu beenden. Ich hatte dabei ein gutes Gefühl, und mir fiel ein großer Ballast von den Schultern. Ich fühlte mich frei. Nur meine Mixahula-Reihe führte ich auf wöchentlicher Basis weiter.
Irgendwann bemerkte ich allerdings, dass etwas in mir nagte. Eine innere Unruhe machte sich breit, welche sich irgendwann nicht mehr unterdrücken ließ. Um nicht vor lauter Hibbeligkeit verrückt zu werden, musste ich mir folgendes eingestehen: ich wollte weitermachen. Und das machte ich dann auch. Viele meiner Leser begrüßten mich herzlich zurück, und die Abonnenten waren mir nicht in Scharen davongelaufen. Mit frischer Energie und neuem Elan machte ich weiter. Es bereitete mir unendliche Freude, neue Musik nicht nur zu hören, sondern auch zu rezensieren, auf tolle Konzerte zu gehen und darüber zu schreiben. Die Ermüdungserscheinungen waren wie weggeblasen. Wahrscheinlich hatte ich nur eine längere Auszeit gebraucht. Seit dieser Zeit überkommt mich zwar immer wieder einmal das Bedürfnis, dieses Blog wieder an den Nagel zu hängen, aber ich nehme mir dann einfach eine kleine Auszeit und mache weiter. Aus dem Hamsterrad der täglichen Hofberichterstattung habe ich mich schließlich verabschiedet. Das können andere besser. Mir bringt das nichts mehr.
Ich merke gerade, das Berlin so ein wenig aus dem Blickfeld gerät. Denn alles bisher Geschriebene hätte so ja auch in Wuppertal stattfinden können (gut, bis auf den Graefe-Kiez). Was passierte in meinem Kiez Friedrichshain? Im September 2010 besuchten wir erneut den Kreißsaal des Friedrichshainer Krankenhauses, denn unsere Tochter kam auf die Welt. Erst ließ sie sich ein wenig bitten, und dann konnte es ihr nicht schnell genug gehen. Zu meinem Erstaunen und meiner Erleichterung blieb auch für die Zweitgeborene genauso viel Liebe, Erstaunen und Glück übrig wie für ihren größeren Bruder. Auch nach ihrer Geburt waren die ersten Wochen verdammt schön, wobei man den Ältesten natürlich nicht vernachlässigen darf. Mit zwei Kindern im Schlepptau lernt man den eigenen Kiez natürlich noch einmal anders kennen. Standen vorher die Kneipen und Clubs im Fokus des eigenen Interesses, verschiebt sich dieser ganz schnell in Richtung Spielplätze und Kindercafés. Man merkt relativ schnell, dass es in diesem Stadtteil viele Eltern gibt. Und nach und nach machten immer mehr kleine Läden auf. Und Friseure. Und Bioläden. Und noch mehr Cafés. Und Kneipen. Kneipen gehen sowieso immer, gerne auch in Kombination mit etwas Artfremden. Mit Second-Hand-Klamotten zum Beispiel oder mit einem Waschsalon. Es schien außerdem immer mehr Amerikaner, Spanier und Italiener zu geben, die ihren gesamten Urlaub in Friedrichshain verbrachten. Oder wohnten die etwa dort? Die Grenze war fließend, denn es gab auch immer mehr Privatwohnungen, die an Touristen vermietet wurden. Ferienwohnungen sozusagen. Das mit dem Wohnungsmarkt sollte sich noch weiter verschärfen, aber das war uns zu dem Zeitpunkt egal, wir hatten ja ein Dach über dem Kopf. Wir ahnten nicht, wie sehr uns dieses Problem nur ein paar Monate später beschäftigen sollte.
Kommentare
Haha. Ich weiß noch, wie ich direkt an deinem 1. Tag zu dir gegangen bin und dich direkt gefragt habe, ob du DER Nico von diesem Blog hier bist. Ach, waren das noch schöne X-Berg-Zeiten… Bei dir läuft soweit alles gut in Österreich?
Beste Grüße aus deiner alten Heimat!
Ich erinnere mich auch. War schon etwas seltsam 🙂
Ja, hier ist alles soweit super. So langsam kommen wir in den Alltag. Liebe Grüße an alle.