Beirut – No No No (Review)

Beirut klingen auf ihrem neuen Album zwar immer noch melancholisch, aber zugleich auch unbeschwert, leichtfüßig und ein wenig blass. 

Die letzte Platte „The Rip Tide“ erschien bereits vor vier Jahren, und nachdem im Jahr 2013 die Tour wegen Erschöpfung Zach Condons abgebrochen werden musste, hörte man lange nichts mehr von Beirut.

Allzu Persönliches stand dem Songwriter im Weg: eine alte Liebe, eine neue Liebe, Unsicherheit, Schreibblockade. Er komponierte komplette Alben und verwarf sie wieder.

Ein neuer Ansatz musste her und so startete Condon im Herbst 2014 unvoreingenommen und mit seinen Bandkollegen Paul Collins (Bass) und Nick Petree (Schlagzeug) wieder bei Null. Ganze zwei Monate arbeiteten sie täglich an dem Fundament, das sich zu dem neuen Album entwickeln sollte.

If we don’t go now, we won’t get very far

Das knapp halbstündige Paket, welches Zach Condon mit seinen Kollegen da geschnürt hat, ist eine runde Sache. Man fühlt sich mit den ersten Takten von  „Gibraltar“ gleich zuhause. Condon hat diese charmante Art des Songwritings, der ich mich nur schwer entziehen kann. Ich war schon beim ersten Durchhören begeistert; mein Fansein hat hier mit Sicherheit eine Rolle gespielt.

Aber bereits beim zweiten Durchlauf einige überraschende Erkenntnisse: das neue Werk ist nicht so tiefgründig wie „The Gulag Orkestar“, nicht so vielfältig wie „The Flying Club Cup“. Und leider auch ein wenig beliebiger als „The Rip Tide“.

Say you’re like my kind, You loved the times

„No No No“ beinhaltet ein paar wundervolle Songs, säuselnde Melodien, tolle Momente. Ein offener Blick in den blauen Himmel, ein tiefes Einsaugen der duftenden Herbstluft und ein beseeltes Schmunzeln im Gesicht. Aber eben auch kein Blick über den Klippenrand in den dunklen Abgrund.

Vielleicht macht sich das Fehlen der Bläser bemerkbar. Diese waren früher ein integraler Bestandteil der Songs von Beirut, auf „No No No“ wirken sie nur noch wie schmückendes Beiwerk. Die Band arbeitete ganz bewusst mit limitierten Mitteln: Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug formten den Klang, während zuvor so viele obskure Instrumente wie möglich zusammengetragen worden waren.

In der Rückschau machten aber genau diese obskuren Elemente immer das Besondere an Beiruts Musik aus. Ohne die Bläser-Arrangements wirken einige Songs ein wenig blass. Vielleicht ist der Sound von „Gulag Orkestar“ nicht mehr zeitgemäß, aber für mich war er eben immer auch das Markenzeichen.

6/10