Zach Condons musikalische Reise führte ihn vom lebhaften Balkan-Folk bis zu französischer und spanischer Musik. Er hat Alben an verschiedenen Orten aufgenommen: in seinem Jugendzimmer, in einer Blockhütte in New York und in der Stadt Gallipoli in Italien.
Sein sechstes Album unter dem Namen Beirut entstand auf einer hölzernen Orgel in einer alten Holzkirche auf einer norwegischen Insel. Dort suchte er Zuflucht, denn die letzten Jahre waren für ihn nicht einfach.
Im Jahr 2019 musste er seine Tournee wegen anhaltender Kehlkopfprobleme abbrechen, ein Problem, das bei ihm erhebliche Selbstzweifel auslöste und sogar zu Bedenken über seine langfristige Zukunft als Musiker führte.
Die Ungewissheit verstärkte sich noch, als die Corona-Pandemie ausbrach. In dieser Zeit beschloss Condon zu handeln und einem Traum zu folgen, der ihn auf die abgelegene Insel Hadseløya führte. Auf der bereits erwähnten Orgel entstanden dann die neuen Stücke, die sich von den schneebedeckten Bergen und den Nordlichtern inspiriert zeigen.
Die norwegische Ruhe und die arktische Umgebung sind im Hintergrund der zarten, melancholischen und zeitweise unbeschwerten Songs zu erahnen.
Mehr als Condons Stimme, eine Ukulele, ein wenig Trompete und dezente Percussion braucht es für einen guten Beirut-Track eigentlich nicht. Diese Kombination bietet die Basis fast aller Song auf Hadsel, hier und da unterstützt von der Holzorgel.
Die wichtigste Zutat ist und bleibt aber die Melodieführung von Condons Gesang. Diese sorgt dafür, dass ich mich schon nach den ersten Minuten wie Zuhause fühle. Wenn er in Island Life die Zeilen „Tried to find somewhere you know, Tried to find somewhere to go“ singt, dann ist das sehr ergreifend.
Auch Baion, So Many Plans oder The Terns sind tolle und gefühlvolle Stücke. Gerade bei letzterem wird allerdings das kleine Problem dieser Platte deutlich. Da läuft ein Keyboard-Preset als Percussion. Auch an anderen Stellen ist die rhythmische Ausarbeitung ein wenig schwachbrüstig.
Ich hätte diese Platte gerne mit einer kompletten Band gehört, auch wenn dann vielleicht ein wenig von der Intimität verloren gehen würde. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Hadsel ist ein gelungenes Album und ich bin mehr als froh, dass Zach Condon sich körperlich und psychisch in Norwegen so gut erholen konnte.
8/10
Schreibe einen Kommentar