Wir waren zu früh. Eine knappe Stunde. Aber das störte uns nicht wirklich, denn das Wetter war herrlich und so setzten wir uns mit einer Flasche Bier direkt an die Spree, mit Blick auf die Warschauer Brücke. So verging die Zeit bei tollem Wetter und Gesprächen über Gott und die (Finanz-)Welt ziemlich schnell und um kurz vor 21.00 Uhr schlenderten wir rüber ins Magnet.
Direkt vor der Tür die Überraschung: Bass Drum Of Death waren nicht der Headliner, sondern der Support! Und mit Obits war eine Band der Hauptact, die wir beide nicht kannten. Egal, jetzt waren wir schon mal dort, also gingen wir auch rein. Viel war nicht los, knapp 40 Leute verteilten sich über die Räume des Magnet.
Nach einer halben Stunde Wartezeit betraten die beiden Mississippianer die Bühne und legten nach einem kurzen „1-2-3-4“ los. John Barrett an der Gitarre stieg mit Nirvana-Gedächtnis-Riffs in den Abend ein, unterstützt von der völlig relaxten Rhythmusmaschine namens Colin Sneed. Ich mag ja solche Drummer: absolut auf den Punkt, ohne große Schnörkel aber mit einer Ausstrahlung, als sei es das Normalste der Welt. Die beiden galoppierten im Laufe der folgenden 30 Minuten durch ein knappes Dutzend Songs, von denen einer nahtlos in den anderen überging, höchstens unterbrochen von einem weiteren „1-2-3-4“. Der Garage Rock machte dabei durchaus Laune und erinnerte ein ums andere Mal an die Ramones. Nur was John Barrett da eigentlich gesungen hat, das enzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe ungelogen nicht ein einziges Wort verstanden. Mit dem zu diesem Zeitpunkt leider nur knapp 30 Leute umfassenden Publikum interagierten die beiden übrigens überhaupt nicht; nur zum Schluss folgte der Hinweis auf den letzten Song des Abends. Trotzdem: gelungener Auftritt, wenn auch ein wenig kurz.
Die Umbaupause war erfreulich kurz, und ein so lässiges Entern der Bühne, wie es Rick Froberg hingelegt hat, habe ich auch noch nie gesehen. Er kam wie ein Tourist mit Rucksack hereingeschlendert, ging durchs Publikum, stieg über den Bühnenrand, legte seinen Touri-Rucksack in die Ecke und stimmte seine Gitare. Rock’n’Roll sieht doch eigentlich anders aus?
Laut eigener Kurzvorstellung spielen Obits Altherrenrock, aber der war alles andere als abgestanden. Nur einfach vier ältere Herren, zwei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug – das war’s. Satte Power Chords, mal gepresster, mal geschrieener Gesang. Oder einfach: gute Rocksongs von Männern, die wissen, wie man das macht. Wir fühlten uns in jedem Fall gut unterhalten. Genau wie die restlichen Zuschauer, deren Zahl inzwischen immerhin auf knapp 100 gewachsen war. Am Langweiligsten dürfte bei diesem Wetter der Abend für das Gaderobenmädchen verlaufen sein. Zum Glück hatte sie eine Zeitschrift dabei.
Foto: neate photos, CC-Lizenz
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