Ende Mai ließen Arcade Fire den Titelsong ihres fünften Albums Everything Now auf ihre Fans los. Mein erster Eindruck: Disco! Disco! ABBA! Flippers? Am Ende sogar noch stadiontaugliches „La-La-La“. Und sind das gesampelte Panflöten (nein)? Oh mein Gott!
Aber die Kanadier haben mich schon früher überzeugt, dass Disco zu ihnen passt und sie daraus einen Hit schmieden können. Mit Creature Comfort servierten sie mir kurz darauf einen Song mit nervigen Sounds und Gesangslinien, welchen ich nach kurzer Abneigung aber ebenfalls in mein Herz schloss.
Die dritte Single hieß Signs Of Life, und zum ersten Mal platzierte sich ein neues Gefühl neben meine Vorfreude: Skepsis. Dieser funky Erzählstil gibt mir einfach nichts. Schon seit meiner Kindheit mochte ich solche Songs nicht, und das hat sich im Laufe der Zeit nicht geändert.
Everything Now: ein Album, welches irritiert
Entsprechend irritiert benutzte ich den Play-Button, als mir das Album vorlag. Diese Irritation ist bis heute leider nicht verschwunden.
Während der Vorgänger Reflektor ebenfalls zu Beginn irritierte und stellenweise vor den Kopf stieß, verflog die Verwirrung nach einiger Zeit und offenbarte das gelungene Songwriting. Die Songs mochten hier und da ein wenig zu lang sein, und die Verschmelzung von Disco, Dance Hall und Indie rumpelte teils gewaltig, aber irgendwann fügte sich alles zusammen.
Dieses Gefühl mag sich bei Everything Now leider nicht einstellen. Auf mich wirkt das Album wie ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Stile, welche die Band unbedingt einmal ausprobieren wollte.
Leider klingen einige Songs auch genauso. Peter Pan, Chemistry und Good God Damn wirken seltsam unfertig. Vielleicht fehlte auch die zündende Idee, aber das möchte ich mir nicht anmaßen.
Im Zentrum des Albums stehen mit Infinite Content und Infinite_Content zwei kurze Variationen eines Songs. Einmal als Punkrock-, einmal als Country-Version. Das kann man sicherlich spannend finden, mich überzeugt das allerdings nicht.
Eher Gewöhnung als Begeisterung
Zum Glück folgen mit dem schillernden Electric Blue, der zwingenden ABBA-Hommage Put Your Money On Me und dem wehmütigen We Don’t Deserve Love drei wundervolle Stücke.
Trotzdem muss ich sagen, dass die meisten Songs bei mir eher durch Gewöhnung funktionieren, als durch Begeisterung. Für mich ist Everything Now aktuell ein gutes Album, aber definitiv kein essentielles. Vielleicht ändert sich das noch, aber ich würde nicht darauf wetten.
Kommentare
2 Antworten zu „Arcade Fire – Everything Now (Review)“
Mit den 3 Sternen bist Du für mein Empfinden noch sehr großzügig… :-O Ich bin schon sehr enttäuscht von der Scheibe und verspüre keine Lust, sie noch ein zweites Mal anzuhören; das will schon was heißen bei einem AF-Album!
Ich habe dem Album fünf oder sechs Durchläufe gegeben, deswegen vielleicht meine Großzügigkeit. Aber was mich erschreckt: ich habe momentan absolut keine Lust, das Album noch einmal zu hören. Da hast du recht: das will schon was heißen bei einem AF-Album.