Vor dreieinhalb Jahren schrieb ich: 1999: […] Neue Musik wird auf Rohlinge gebrannt. Wenn sich aus dem Freundeskreis jemand eine neue CD gönnt, dann haben die kurz darauf alle. Von dem so gesparten Geld kauft man sich natürlich einen CD-Brenner. Die waren damals noch teuer, und brannten mit 4facher-Geschwindigkeit. Der Computer wird wichtig für die Musik, für die Vervielfältigung. Ein Freund erzählt was von komprimierter Musik, wo die unwichtigen Daten aus einem Song entfernt werden. So ist er dann auf ein Zehntel seiner urprünglichen Größe reduziert. MP3 heißt das angeblich. Klingt interessant. Und er ist ganz begeistert von Napster. Da kann man dann die MP3s mit anderen Nutzern tauschen, weltweit. Da findet man alles. Keine Ahnung, wovon der redet. Klingt aber irgendwie spannend.
Vier Jahre zuvor wurde die Dateiendung .mp3 geboren. Am 14. Juli 1995 verständigten sich die Wissenschaftler des Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS)darauf, ihre neueste Erfindung MP3 zu nennen. Eine Komprimierungstechnik, bei der die für das menschliche Ohr nicht hörbaren Signale aus einem Song entfernt werden. Ein paar Jahre später trat dieses Format seinen Siegezug an.
Welche Auswirkungen diese Erfindung auf den Musikkonsum haben würde, ließ sich damals natürlich noch nicht absehen. Die MP3-Datei in Kombination mit den langsam immer größer werdenden Festplatten und den sich vermehrenden Breitbandanschlüssen stürtzten den Teil einer Industrie in eine Krise, der sich auf den Verkauf von Tonträgern zu überhöhten Preisen spezialisiert hatte und dachte, die goldene Ära des Abzockens würde nie enden. Doch schon bald verstummte das Knallen der Champagnerkorken. Aus der Schockstarre befreite man sich viel zu spät. Wohin die Reise gehen wird, werden die nächsten fünf Jahre zeigen.
Der Rest ist jüngere Geschichte. Die MP3 hat die Distribution verändert, die illegalen Tauschbörsen möglich gemacht, die MP3-Player als wichtiges Accessoire des modernen Großstadtmenschen etabliert, Apple von einem kriselnden Computerhersteller zu einem Lifestyle-Unternehmen gemacht, Designsünden wie den Deckenfluter mit CD-Regal überflüssig gemacht, die Kunst der Albumcover beinahe verdrängt. Das das Format MP3 noch einmal 15 Jahre überleben wird, wage ich allerdings zu bezweifeln.
You’ve come a long way, baby. Happy Birthday!
Foto: skippyjon
Kommentare
3 Antworten zu „15 Jahre MP3“
„Designsünden wie den Deckenfluter mit CD-Regal überflüssig gemacht“ – ja wer hatte es nicht zu Hause stehen und ich sah es sogar noch vor einiger Zeit bei jemandem im Wohnzimmer. Natürlich kauft dieser Mensch noch CDs und nutzt keine MP3 Dateien… 😉
Finde es echt gut hier, und bin gespannt, was in den nächsten Jahren kommen wird in sachen Musikverbreitung etc.
RT @nicorola: bloggt: 15 Jahre MP3 https://www.nicorola.de/aktuelle-beitrage/news/allgemein/15-jahre-mp3