Thao And The Get Down Stay Down – A Man Alive (Review)

Thao And The Get Down Stay Down werden als Weird-Folk-Truppe bezeichnet. Wenn ich mir die älteren Sachen von den ersten drei Alben der Band um Frontfrau Thao Nguyen anhöre, dann kann ich dieser Bezeichnung durchaus etwas abgewinnen. Leicht vertrackte und verkopfte Folk-Songs, bei denen oft das Banjo im Vordergrund steht.

Mit Weird-Folk hat A Man Alive aber nur noch wenig zu tun. Das Album wurde in den Tiny Telephone Studios in San Francisco aufgenommen und von Merrill Garbus von den tUnE-yArDs produziert. Garbus hat einen neuen und aufregend anderen Sound aus ihrer Freundin Thao herausgekitzelt.

Tanzbar und mit leichten Melodien rahmt er ein bitteres Thema ein, denn der Man Alive, der für das Album titelgebend ist, ist kein Geringerer als Thaos Vater, der die Familie bereits in ihrer frühesten Jugend sitzen gelassen hat.

Thao sagt über das Album: “With this record I had clearer vision and aspirations. I wanted emotion. I wanted power. I wanted „A Man Alive“ to be beat- and bass-driven. „A Man Alive“ is more instrumental, more riff- and loop-centric, and has more manipulated sounds.”

Damit beschreibt sie den Sound des Albums ziemlich perfekt. Treibende Grooves, geschmeidige Basslines, kernige Gitarrenriffs und verzerrte Melodien prägen dieses Album. Dazu gibt es verschwurbelte und zirpende Synthies und schräge Gesangslinien. Der Einfluss von Merill Garbus ist deutlich zu hören, gerade im Kontrast zu den älteren Songs.

Beim ersten Hören fühlte ich mich ein wenig erschlagen und kam mir wie ein Insektenforscher vor, der zum ersten Mal einen Ameisenstaat genau beobachtet. Aber dieses vermeintliche Chaos birgt Struktur und Schönheit in sich. Die neuen Stücke von Thao And The Get Down Stay Down sind nicht einfach zu erfassen, aber schon nach kurzer Zeit siegte bei mir die Freude über diese ungewöhnliche Musik.

Wenn sich Künstler heutzutage gegen den Strom und die Konformität stemmen, dann finde ich das großartig. Und auch wenn sich Thao And The Get Down Stay Down dabei hier und da verkanten: es gibt auf diesem Album verdammt großartige Songs. Das ich als Hörer ein wenig Zeit brauche, um das zu erkennen, das kann ich der Band wohl kaum vorwerfen.


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